Warum der Begriff "Liebe" oft falsch verstanden wird

Liebe Herzmenschen,

 

gerade in rauen Zeiten, wie diesen, wo Krieg, Hass, Neid, Oberflächlichkeit und Gier das Weltbild dominieren, sehnen sich viele von uns nach Liebe und Geborgenheit. Dieser Wunsch ist etwas völlig Natürliches, denn ohne Liebe und Wärme kein Leben. Jedoch fällt es gerade jetzt auf, dass wir in einer Welt leben, in der das Wort und die Wertedefinition von Liebe in verschiedenster Weise so interpretiert wird, dass viele von uns eine verzerrte Vorstellung davon haben, was wahre Liebe wirklich ist.

Beispielsweise gibt es die Ideologie, dass man alles und jeden akzeptieren und lieben sollte, weil jeder seine Schicksalsschläge hat und man nur so eine friedliche und liebevolle Welt erschaffen könnte. Ein anderer Aspekt, der oft missverstanden wird, ist, dass Liebe und Verliebtheit den selben Ursprung haben, aber das stimmt so nicht. Während es sich bei einem Verliebtheitsgefühl um die völlige Idealisierung eines Menschen gepaart mit einem Kribbeln im Bauch und dem Gefühl, auf Wolken zu schweben handelt, bedarf es für wahre Liebe auch die Fähigkeit, die Fehler und "dunklen" Seiten eines Menschen zu akzeptieren.

 

Fakt ist, wahre Liebe lebt von Akzeptanz und Wertschätzung, dennoch kann ein falsches Verständnis von Toleranz dazu führen, dass man sich selbst vergisst und dabei in einen Teufelskreis des Leides gerät. Wer bspw. von anderen Menschen missbraucht oder ausgenutzt wurde, kann dies als Lektion anerkennen, aber er wird diesem Menschen niemals verzeihen müssen.
Vergebung ist ein Zeichen von großer Stärke, ABER man darf dies NIEMALS von anderen verlangen!

 

Fakt ist deshalb auch, dass man sich von Menschen, die einem schaden (wollen) bzw. allgemein nicht gut tun, trennen darf, dass man sie auch für sich bewusst nicht akzeptieren muss. Es ist wichtig, dass wir zu uns selbst und unseren Werten und Prinzipien stehen dürfen! Wir sind Menschen mit Stärken, Schwächen & Gefühlen und niemand sollte sich selbst für eine vermeintlich höhere Ideologie der absoluten Liebe aufgeben!

 

Als Mensch mit Behinderung (Spastik, Tourette) wurde ich förmlich darauf hin getrimmt, alles und jeden zu tolerieren, schließlich tut es weh, wenn man ausgeschlossen wird, aber dass es auch Menschen gibt, die eben nicht dein Bestes im Sinn haben und dir sogar schaden, das wurde mir erst richtig klar, nachdem ich eigene Erfahrungen mit Narzissmus gemacht habe. Als Kind war ich sehr offenherzig und hab so gut, wie jeden gemocht, aber das machte mich auch anfällig für Manipulation und Angriffe.

Erst durch meine Erfahrungen mit Narzissmus (insbesondere in der spirituellen Szene) wurde mir klar, dass ich nicht jeden lieben und in meinem Leben tolerieren muss und darf.

 

Aber wenn die Unterscheidung so wichtig ist: Woran kann man jetzt echte Liebe und MItgefühl erkennen?

 

Echte Liebe

Gespielte/falsche Liebe, Dogmen

  • Ein Mensch, der dich wirklich liebt, liebt dich so, wie du bist, mit deinen Schwächen, Fehlern und Besonderheiten.
  • Ein Mensch schätzt nur das, womit er sich bereichern kann.
  • Nur das äußere Erscheinungsbild oder deine Stärken und Fähigkeiten machen dich attraktiv.
  • Echte Liebe kommt aus tiefstem Herzen und wird gerne offen gezeigt oder mit kleinen, unaufdringlichen Gesten.
  • Liebe wird entgegen gebracht, wenn der Gegenüber das bekommt, was er erwartet, wenn nicht, folgen Angriffe (Manipulationsversuche) oder Ablehnung.
  • Es wird mit schönen Worten oder Geschenken nicht gespart.
  • Die Akzeptanz eines Menschen ist echt und die Nicht-Akzeptanz wird auch ehrlich kommuniziert.
  • Ein Mensch wird nur unter einem Vorwand akzeptiert (wenn er sich so verhält, wie gewünscht - ACHTUNG: Nicht verwechseln mit persönlichen Grenzen).
  • Persönliche Grenzen werden akzeptiert und bestmöglich respektiert.
  • Echte Liebe erlaubt auch, etwas nicht zu tolerieren oder akzeptieren - OHNE schlechtes Gewissen.
  • Persönliche Grenzen und Gefühle sind egal.
  • Toleranz ist quasi das Maß aller Dinge. Man selbst will ja schließlich auch so akzeptiert werden, wie man ist (toxisches Dogma).
  • Echte Vergebung kommt aus einer inneren Überzeugung heraus.
  • Man lernt, Situationen zu akzeptieren, zu verarbeiten und loszulassen - durch eine bewusste Entscheidung, die man mit reinem Gewissen trifft.
  • Vergebung wird gepredigt, oft gepaart mit Schuldgefühlen oder "schlechtem Karma".
  • Auf Traumata oder Gefühle anderer Menschen wird kaum Rücksicht genommen.
  • Man kann schwer oder nie mit einer belastenden Situation abschließen.
  • Man kann sich selbst so akzeptieren, wie man ist, mit all seinen Fähigkeiten, Schwächen und Fehlern.
  • Man stellt sich niemals über andere Menschen.
  • Man sucht ständig Bestätigung und Anerkennung von Außen bzw. ist förmlich darauf angewiesen.
  • Man neigt dazu, sich ständig zu überhöhen und auf andere herab zu blicken.

Gerade im spirituellen Kontext wird der Begriff "Liebe" als etwas Absolutes dargestellt, auf das die ganze Menschheit hin steuern soll und das förmlich sein MUSS, um echten Frieden finden zu können, aber Liebe bedeutet eben nicht die Abwesenheit persönlicher Grenzen und Gefühle. Situative Intoleranz und das Setzen persönlicher Grenzen sind nämlich ein Akt der Selbstliebe und JA, auch Wut und Groll dürfen manchmal sein.

ALLES, was zu sehr in's Extreme abdriftet, schadet uns auf Dauer.


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